Religion als Gefahr für die psychische?

(Is religion a threat to psychic health?)

By Bernardo Fritzsche

First presented at the Irfan Colloquia Session #49
Berghotel: Tambach-Dietharz, Germany
July 25–27, 2003
(see list of papers from #49)

published in Beiträge des 'Irfán-Kolloquiums, volume 1, pages 203-218
under new title
"Macht Religion krank oder gesund?"
© 2004, ‘Irfán Colloquia


    Zur Person:
    Bernardo Fritzsche studierte Medizin in Sucre/Bolivien. In der Abteilung für medizinische Psychologie der Philips-Universität Marburg arbeitete er an seiner Dissertation über psychologisch orientierte Therapien zur Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen und promovierte 1998. Seit 10 Jahren ist er in Korbach/Nordhessen als Hausarzt tätig. Durch die ständige Konfrontation mit psychosomatischen Störungen sucht er nach Wegen, religiöses Wissen und medizinisch-psychologische Kenntnisse zu immer effektiven Werkzeugen der Therapie werden zu lassen.

    Zum Vortrag:
    Die Kluft zwischen Religion und Wissenschaft, die im Mittelalter begann, wurde Anfang des letzten Jahrhunderts noch viel tiefer. Der Kommunismus brandmarkte Religion als Machtinstrument der Herrschenden, und die Psychoanalytiker sahen in religiöser Moral den Ursprung für psychische Krankheiten. Ängste, Sexualneurosen, deformierte Menschennatur und eine unmenschliche Welt wurden dem negativen Einfluss der Religionen zugeschrieben.

    Auch wenn diese extremen Positionen in den Humanwissenschaften überholt sind, so spukt immer noch in vielen Köpfen die Vorstellung, Religion sei ein krankmachenden Faktor. Diese Überzeugung hält die Entfremdung vieler Menschen von der Religion aufrecht und begünstigte auch den Prozess, der zum heutigen liberalen Umgang mit Sexualität und Moral führte.

    Diese "Befreiung" des Menschen von religiösen Verhaltensnormen scheint aber Ängste, Neurosen, Süchte und psychosomatische Störungen nicht seltener gemacht zu haben. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass diese Krankheiten eher zugenommen haben.

    Die unmissverständlich geäußerten Hinweise Bahá'u'lláhs zum Gebot der Keuschheit und Sein Appell, den "üblen Leidenschaften und verderbten Neigungen den Befehl zu verweigern", werden auch in den Schriften 'Abdu'l-Bahás und Shoghi Effendis erörtert. Auch sie machen deutlich, wie wesentlich es für einen Gläubigen ist, seine "niederen Instinkte" zu überwinden.

    In der Auseinandersetzung mit diesem heiklen Thema versucht der Referent das aufeinander Zugehen von Religion und Wissenschaft ein Stück weit zu fördern und Argumente für die heilsame Wirkung religiöser Lehrern zu bieten. Hierbei sollen scheinbare Widersprüche geklärt werden. Fördert nicht die "Gottesfurcht' die Entstehung von "Angst als Krankheit'? Ist nicht der Schmerz, der durch Verzicht und dem Befolgen religiöser Moralvorstellungen entsteht ein unnötiges und deswegen zu vermeidendes Übel?

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